10 Tipps rund um die Aussaat
Die Aussaat ist die wichtigste Vermehrungsmethode für Gemüse und Blumen. Wenn Sie diese Hinweise befolgen, steht einer erfolgreichen Anzucht nichts im Wege.

Mit einem Pikierstab werden die jungen Sämlinge von der Anzuchtkiste in einzelne Töpfe umgesetzt
Die Aussaat von Gemüse und Blumen steht bei Hobbygärtnern im Frühjahr ganz weit oben auf der To-do-Liste. Und das aus guten Gründen! Wer seine Pflanzen selbst aussät, hat nicht nur eine deutlich größere Sortenauswahl als bei vorgezogenen Jungpflanzen, er spart auch bares Geld. Und mal ehrlich: Ist es nicht einfach nur ein tolles Gefühl, dem Pflanzennachwuchs beim Wachsen zuzuschauen? Damit die Aussaat auch Ihnen gelingt, haben wir in diesen zehn Tipps für Sie zusammengefasst, was dabei zu beachten ist.
1. Jungpflanzen nach der Aussaat rechtzeitig pikieren
Bei der Aussaat in Anzuchtschalen müssen die Jungpflanzen rechtzeitig vereinzelt werden – sonst konkurrieren sie bald um Licht und Nährstoffe. Grundsätzlich gilt: Je früher die Pflänzchen pikiert werden, desto kürzer ist die Wachstumspause. Der ideale Zeitpunkt ist gekommen, wenn die Sämlinge drei bis vier Blätter gebildet haben. Umfassen Sie die Jungpflanze vorsichtig mit den Fingern am Blattschopf und heben Sie das Wurzelwerk mit einem speziellen Pikierstab aus der Erde. Sie wird gleich in einen vorbereiteten kleinen Topf umgesetzt und weiterhin gut feucht gehalten.
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2. Frostkeimer rechtzeitig aussäen
Bei vielen Stauden-Arten, die in gemäßigten Klimazonen beheimatet sind, handelt es sich um Frostkeimer. Beispiele sind Tränendes Herz, Astilben, Phlox oder Christrosen. Die Samen enthalten ein Pflanzenhormon, das die Keimung hemmt und bei niedrigen Temperaturen langsam abgebaut wird. Es schützt das Saatgut davor, schon vor dem Wintereinbruch zu keimen. Wenn Sie Staudensamen aussäen wollen, so ist der beste Zeitpunkt direkt nach der Samenernte. Die abgedeckten Anzuchtkisten bleiben einfach den Winter über draußen stehen und die Samen keimen dann in der Regel im kommenden Frühling.

Zum Anfeuchten der Aussaat verwenden Sie am besten eine Sprühflasche oder eine Gießkanne mit feiner Brause, damit die Samenkörner nicht wegschwimmen
3. Samen richtig angießen
Feine Pflanzensamen sind oft so leicht, dass die Oberflächenspannung des Wassers ausreicht, um sie aus der Anzuchterde zu heben und fortzuschwemmen. Wässern Sie daher mit Gießkanne und feiner Brause oder mit einem Zerstäuber. Nach dem Aussäen sollten Sie die Samen mit einem Holzbrettchen andrücken und dünn mit Sand übersieben. Decken Sie die Aussaatgefäße mit Folie oder einer Kunststoffhaube ab und kontrollieren Sie täglich die Erdfeuchte – die Samen dürfen während der Keimung nicht austrocknen.
4. Lichtkeimer oder Dunkelkeimer
Einige Pflanzen besitzen einen biochemischen Mechanismus, der die Samen vor dem Keimen in zu tiefen Bodenschichten (Lichtkeimer) oder vor der Austrocknungsgefahr an der Oberfläche (Dunkelkeimer) schützt. Meist erfüllt man diese Ansprüche automatisch, indem man feines Saatgut flach und größere Körner etwas tiefer aussät. Typisch für Lichtkeimer sind feine Samen, während die von Dunkelkeimern (zum Beispiel Mais oder Jungfer im Grünen) meist gröber sind.

Die Aussaat aus der Hand sollte geübt werden
5. Flächen-Aussaat mit Quarzsand üben
Rasen oder eine Gründüngung, wie zum Beispiel Weizen von Hand auszusäen, braucht Übung. Der erste Versuch endet meist mit einer unregelmäßigen Verteilung – und bevor alle kahlen Flecken nachgesät sind, ist das Saatgut aufgebraucht. Die Schwierigkeit ist, die Samen mit weitem Armschwung gleichmäßig aus der halb geschlossenen Hand zu schleudern und dabei die Fläche im passenden, gleichmäßigen Tempo abzuschreiten. Tipp: Vor der Aussaat sind "Trockenübungen" mit hellem, nicht zu feinem Quarzsand sinnvoll – auf dunklem Boden lässt sich die Verteilung gut überprüfen.
6. Anzuchterde fördert das Wurzelwachstum
Für die Aussaat in Töpfe oder Schalen sollten Sie ausschließlich spezielle Anzuchterde verwenden. Sie enthält im Gegensatz zu normaler Blumenerde kaum Nährstoffe. Deshalb müssen die jungen Sämlinge aktiv auf die Suche gehen, um ihren Nährstoffbedarf zu decken, und bilden dabei ein kräftiges Wurzelwerk aus. Nach einigen Wochen brauchen sie allerdings regelmäßig Dünger, damit sie gut weiterwachsen. Auch die Anzucht in Kokos-Quelltabletten kann für einige Pflanzen sinnvoll sein.

Mit Saatscheiben und -bändern lassen sich die erforderlichen Abstände zwischen den Samen leichter einhalten
7. Saatscheiben und Saatbänder
Saatscheiben sind zur Anzucht von Küchenkräutern im Topf beliebt, während Saatbänder mit Möhren, Salat und Sommerblumen für die Freiland-Aussaat verwendet werden. Vorteil: Die Samen sind mit gleichmäßigem Abstand in schnell verrottendes Spezialpapier aus natürlichen Rohstoffen eingebettet. Wichtig ist, dass die Aussaathilfen überall guten Erdkontakt haben, damit die Samen nicht austrocknen. Deshalb muss man die Scheiben und Bänder gleich nach dem Auslegen anfeuchten und zum Schluss die Erde gut andrücken.
8. Auf die Abstände achten
Mit einer Pflanzschnur halten Sie nicht nur die empfohlenen Reihenabstände genau ein – es sieht auch einfach besser aus, wenn das Gemüse exakt in Reih und Glied wächst. Bei der Dippel- oder Einzelkornsaat hilft ein passend zugeschnittener Holzstab beim Einhalten einheitlicher Abstände innerhalb der Reihe. Zur optimalen Raumausnutzung sollten die Pflanzen benachbarter Reihen immer versetzt zueinander stehen.
9. Nicht zu früh aussäen
Wer weder ein Gewächshaus noch einen Wintergarten besitzt, sollte mit der Vorkultur von Gemüse und Blumen nicht zu früh beginnen. Auf der Fensterbank reicht die Lichtstärke vor Anfang bis Mitte März kaum aus, um kräftige Pflanzen heranzuziehen. Die Sämlinge neigen bei Zimmertemperatur und Lichtmangel zum Vergeilen: Sie bilden auf der Suche nach mehr Licht lange dünne Triebe mit kleinen gelben Blättern. Vermeiden lässt sich das Problem nur mit speziellen Pflanzenleuchten oder einer deutlich niedrigeren Umgebungstemperatur. Im unbeheizten, frostfreien Gewächshaus ist eine Aussaat vor Mitte Februar nicht zu empfehlen.

Wärmeliebende Arten wie Tomaten, Paprika oder Auberginen würden in unseren Breiten ohne Vorkultur nicht ausreifen, weil die Vegetationsperiode zu kurz ist
10. Gemüse und Blumen vorziehen
Als Vorkultur bezeichnet man die frühe Aussaat im Gewächshaus oder auf der Fensterbank. Sinnvoll ist das bei allen Gemüsearten, die – wie Kohlgewächse – eine besonders lange Kulturdauer haben. Balkonpflanzen zieht man im Gewächshaus vor, damit sie möglichst schon im Frühsommer in voller Blüte stehen. Auch bei Pflanzen, die als Sämlinge schneckengefährdet sind, kann eine Vorkultur sinnvoll sein.
Erfahren Sie in unserem Podcast, wie man einen Gemüsegarten anlegt
Ein eigener Gemüsegarten ist der Wunsch vieler Gärtner. Was Sie bei der Vorbereitung und Planung beachten sollten und welches Gemüse unsere Redakteure Nicole und Folkert anbauen, verraten sie im folgenden Podcast. Hören Sie jetzt rein.