Echtes Salomonssiegel
Polygonatum odoratum
Das Echte Salomonssiegel (Polygonatum odoratum) gehört zu den heimischen Wildstauden, die nicht nur schattige Gartenplätze bereichern. Was die ehemalige Zauberpflanze so wertvoll macht, erfahren Sie hier.
Steckbrief
- Wuchstyp
-
- Staude
- Rhizom
- Wuchshöhe
- von 20 cm bis 40 cm
- Wuchsbreite
- von 25 cm bis 30 cm
- Wuchseigenschaften
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- aufrecht
- überhängend
- Blütenfarbe
-
- weiß
- Blütezeit (Monat)
-
- Mai bis Juni
- Blütenform
-
- Einzelblüte
- Glocken
- Blüteneigenschaften
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- leicht duftend
- Blattfarbe
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- grün
- Blattform
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- oval
- zugespitzt
- Fruchtfarbe
-
- blau
- Fruchtform
-
- Beere
- Fruchteigenschaften
-
- giftig
- Licht
-
- absonnig bis halbschattig
- Bodenart
-
- sandig bis lehmig
- Bodenfeuchte
-
- trocken bis frisch
- Kalkverträglichkeit
-
- kalktolerant
- Nährstoffbedarf
-
- mäßig nährstoffreich
- Humus
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- humusreich
- Zier- oder Nutzwert
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- Blütenschmuck
- Blattschmuck
- Nektar- oder Pollenpflanze
- heimische Wildpflanze
- Giftigkeit
-
- giftig
- Winterhärte
-
- winterhart
- Klimazonen nach USDA
-
- 4
- Lebensbereiche
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- G1
- G2
- GR1
- GR2
- FS
- Verwendung
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- Blumenbeete
- Bodendecker
- Unterpflanzung
- Rabatten
- Gartenstil
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- Naturgarten
- Waldgarten
Herkunft
Das Echte Salomonssiegel (Polygonatum odoratum) hat eine ähnlich reizvolle Ausstrahlung wie das Maiglöckchen, mit dem es eng verwandt ist. So ordnete die Botanik die volkstümlich auch als "Maiglöckchen unterm Dach" bezeichnete Staude lange den Maiglöckchengewächsen (Convallariaceae) zu, stellt sie aber seit neuestem zu den Spargelgewächsen (Asparagaceae), zu denen auch die Schattenblume (Smilacina racemosa) gehört. Man findet die fast exotisch anmutende Waldstaude in lichten Eichen- und Kiefernwäldern oder im Saum sonniger Gebüsche. Früher war das auch als Duft-Weißwurz oder Duft-Salomonssiegel bekannte Gewächs eine volkstümliche Heil- und Zauberpflanze. Vorsicht ist aber bei der Verwendung im Garten dennoch geboten: Die Pflanze ist in allen Teilen giftig.
Wuchs
Die Blütenstiele hängen elegant bogig über und werden 20 bis 40 Zentimeter hoch. Dadurch besitzt das Salomonssiegel eine auffällige Statur, die aus den größtenteils bodendeckenden Schattenstauden herausragt.
Blätter
Die frisch grünen Blätter sind parallnervig und laufen oval zu. Ihre Konsistenz ist schön fest, was sich auch in der Vase als Begleitgrün auszahlt. Im Herbst färbt sich das Laub von Polygonatum odoratum gelb.
Blüten
Von Mai bis Juni erscheinen die weißen Blütenglöckchen mit der grünen Spitze. Aufgereiht wie Perlen hängen jeweils ein bis zwei Blüten aus den Blattachseln des Salomonssiegels. Ihr Duft erinnert an Bittermandeln. Das lockt Insekten an. Um an den süßen Nektar in den Röhrenblüten zu kommen, brauchen sie einen langen Rüssel. Doch der Duft ist so verlockend, dass beispielsweise Hummeln mit kurzem Rüssel einfach seitlich ein Loch in die Blüte beißen.

Aus den Blüten von Polygonatum odoratum entwickeln sich auffällige, schwarzblaue Früchte
Früchte
Aus den Blüten reifen Samen, die sich bis zum Herbst schwarzblau färben. Sie bilden erst einen hübschen Kontrast zu den gelb gefärbten Blättern und später einen Fruchtschmuck bis in den Winter – wenn sie nicht vorher von Vögeln gefressen werden.
Standort
Das Echte Salomonssiegel fühlt sich wie alle Arten von Polygonatum auf einem humusreichen, lockeren Waldboden im Halbschatten wohl. Die heimische Art kann aber sehr viel trockener und auch sonniger stehen. In der Natur weicht sie bei Konkurrenzdruck bis in felsige Sonnenlagen aus. Sie können das Salomonssiegel daher sogar in felssteppenartigen Pflanzungen und am sonnigen Gehölzrand einsetzen.
Boden
Der Boden für Polygonatum odoratum sollte idealerweise trocken bis frisch, lehmig-sandig und humos sein.
Pflanzung
Getopfte Stauden können Sie die ganze Saison pflanzen. Legen Sie die Rhizome flach in die Erde.
Pflege
Das Salomonssiegel kriecht mit seinen verdickten Wurzeln nah an der Oberfläche und bildet Ausläufer. Deshalb sollte man im Wurzelbereich nicht hacken. Dankbar sind die Waldstauden im Frühjahr für eine Schicht Kompost. Ansonsten ist das Salomonssiegel pflegeleicht und langlebig. Anders als einige Beetstauden wie Herbstchrysanthemen, Pfingstrosen oder Rittersporn muss man Polygonatum odoratum nicht zurückschneiden. Lassen Sie die Blätter im Herbst einfach vergilben. Mit dem Fruchtbehang sieht das noch lange zierend aus.
Teilen
Alte Bestände teilt man im Herbst. Graben Sie die kompletten Pflanzen aus, damit Sie die Rhizome freilegen können. An den dicken, fleischigen Wurzelstöcken erkennen Sie große, runde, vertiefte Narben, die dem Salomonssiegel seinen Namen gaben: Jedes Jahr, wenn der oberirdische Spross abstirbt, bleibt auf dem Wurzelstock ein Knotenpunkt, ähnlich einem Siegel. Zwischen diesen Narben liegt die Sollbruchstelle, an der Sie die Rhizome auseinanderbrechen können. Die Teilstücke setzt man am neuen Standort wieder ein. Den Boden hat man zuvor tiefgründig gelockert. Danach müssen Sie gut angießen, damit die eingeschlämmten Rhizome rundum Bodenkontakt bekommen.

Am Wegesrand kommt der überhängende Wuchs des Salomonssiegels perfekt zur Geltung
Verwendung
In Schattenpartien bringt die bogig überhängende Blattschmuckstaude Abwechslung zwischen Immergrün, Waldsteinie und andere Bodendecker, oder wird selbst zum Unterwuchs für Gehölze wie Hortensien. Eine der schönsten Wirkungen erzielt das Salomonssiegel zwischen Funkien, Farnen und Schattengräsern. Soll seine Blütezeit mit anderen Frühlingsblühern zusammenfallen, bieten sich Kaukasusvergissmeinnicht und Wald- und Wander-Phloxe (Phlox divaricata und Phlox stolonifera) an. Will man die Blüte staffeln, wählt man als Vorhut beispielsweise Leberblümchen und Schlüsselblumen sowie niedrige Astilben als Nachfolger. Die klare Struktur bildet einen spannenden Kontrast zu wolkigen Blütenpflanzen wie Frauenmantel. Oder Sie verweben das robuste Salomonssiegel mit langtriebigen Storchschnäbeln der Sorte ‘Spinners’ (Geranium sanguineum). Selbst als Gegenpart zu abgezirkelten Gartenstrukturen taugt Polygonatum odoratum, wenn sie entlang eines Frühlingsweges großzügig aufgereiht ist.
Sorten
Vom heimischen Salomonssiegel gibt es eine besonders gut duftende, gefüllte Form (‘Pleniflorum’), die langsamer wächst, und Sorten mit panaschierten Blättern. ‘Variegatum’ (Polygonatum odoratum var. pluriflorum) hat einen creme- bis gelblichweißen Blattrand. Noch ausgeprägter ist die Zweifarbigkeit beim weiß gestreiften Laub der etwas schwachwüchsigeren Kreuzung ‘Striatum’ (Polygonatum x hybridum). Eine empfehlenswerte Kreuzung von Polygonatum odoratum mit dem ebenfalls heimischen Vielblütigen Weißwurz (Polygonatum multiflorum) ist ‘Weihenstephan’.

Beim Salomonssiegel ‘Variegatum’ bilden die rötlichen Stängel einen hübschen Kontrast zum cremeweiß gerandeten Laub
Vermehrung
Will man viele Pflanzen auf einmal haben, verwendet man im März Wurzelschnittlinge. Schneiden Sie etwa drei Zentimeter lange Stücke von möglichst kräftigen Rhizomen und legen Sie die Teilstücke waagerecht in eine Kiste mit Anzuchterde. Obenauf streuen Sie eine circa ein Zentimeter dicke Sandschicht. Nach einem Jahr haben sich die Jungtriebe gebildet und Sie können die Wurzelschnittlinge vereinzeln. Noch langwieriger ist die Vermehrung über Samen. Das Echte Salomonssiegel ist ein Kaltkeimer.
Krankheiten und Schädlinge
Die Raupen der Salomonssiegel-Blattwespe fressen Löcher in das Laub. Die Raupen entwickeln sich aus Eiern, die bereits im Mai abgelegt werden. Sammelt man die Schädlinge rechtzeitig ab und schneidet befallene Triebe raus, bekommt man die Schädlinge gut in den Griff.