Tomatensamen gewinnen und richtig aufbewahren
Im Spätsommer können Sie die letzten ausgereiften Früchte nutzen, um eigene Tomatensamen zu gewinnen. Hier zeigen wir Ihnen, wie man das macht und wie man sie anschließend richtig aufbewahrt.
Wer eigene Tomatensamen gewinnen möchte, muss zunächst prüfen, ob die angebauten Tomaten sich überhaupt zur Saatgutgewinnung eignen. Bei vielen im Gartenfachhandel angebotenen Sorten handelt es sich nämlich um sogenannte F1-Hybriden. Das sind Sorten, die zur Gewinnung von Tomatensamen aus zwei sogenannten Inzuchtlinien mit genau definierten Eigenschaften gekreuzt wurden. Die so erzeugten F1-Sorten sind aufgrund des sogenannten Heterosis-Effekts sehr leistungsfähig, denn die im elterlichen Erbgut verankerten positiven Eigenschaften können in der F1-Generation gezielt neu kombiniert werden.
Nehmen Sie eine gut ausgereifte Frucht einer samenfesten Tomatensorte. Halbieren Sie die Tomate, lösen Sie das Fruchtfleisch mit einem Löffel heraus und spülen Sie die Samen in einem Sieb gründlich mit Wasser ab. Lassen Sie die Samen in einer Schüssel mit lauwarmem Wasser an einem warmen Ort zehn Stunden lang stehen. Mit einem Handmixer durchrühren, erneut zehn Stunden ruhen lassen. Samen in einem Sieb durchspülen, auf einem Küchenpapier ausbreiten und trocknen lassen.
F1-Sorten lassen sich aus ihren eigenen Tomatensamen allerdings nicht sortenecht vermehren: Die sortentypischen Merkmale sind in der zweiten Generation – in der Genetik heißt sie F2 – ganz unterschiedlich ausgeprägt und gehen zum großen Teil wieder verloren. Dieses auch als Hybridisierung bezeichnete Zuchtverfahren ist zwar aufwändig, hat aber für die Züchter außerdem den großen Vorteil, dass sich die so erzeugten Tomatensorten im eigenen Garten nicht reproduzieren lassen – sie können also jedes Jahr neue Tomatensamen verkaufen.
Jetzt reinhören: Tipps & Tricks zum Tomaten-Anbau
In dieser Folge unseres Podcasts "Grünstadtmenschen" verraten Ihnen die MEIN SCHÖNER GARTEN-Redakteure Nicole Edler und Folkert Siemens ihre Tipps und Tricks für den Tomaten-Anbau.
Samenfeste Tomatensorten wählen
Dem gegenüber stehen die sogenannten samenfesten Tomatensorten. Dabei handelt es sich meist um alte Tomatensorten, die über Generationen immer wieder aus eigenem Saatgut angebaut wurden. Hier kommt das älteste Zuchtverfahren der Welt zum Einsatz: die sogenannte Auslesezüchtung. Man sammelt einfach die Tomatensamen der Pflanzen mit den besten Eigenschaften und vermehrt sie weiter. Ein bekannter Vertreter dieser nachbaufähigen Tomatensorten ist die Fleischtomate ‘Ochsenherz’. Entsprechendes Saatgut wird im Gartenfachhandel meist als Bio-Saatgut angeboten, da F1-Sorten im Bio-Landbau in der Regel nicht zugelassen sind. Das Saatgut ist allerdings auch nur dann für den Nachbau geeignet, wenn Sie zum Beispiel in einem geschlossenen Gewächshaus nur diese eine Tomatensorte kultivieren. Wenn Ihre Ochsenherz-Tomate mit dem Blütenstaub einer Cocktailtomate bestäubt wurde, wird die Nachzucht wahrscheinlich ebenfalls erheblich von Ihren Vorstellungen abweichen.
Tomatensamen gewinnen: Schritt für Schritt
So viel zur Theorie – jetzt zur Praxis: Um Tomatensamen fürs neue Jahr zu gewinnen, reichen in der Regel schon die Kerne einer einzigen gut ausgereiften Frucht. Wählen Sie in jedem Fall eine Pflanze aus, die sehr ertragreich war und auch noch besonders leckere Tomaten hervorgebracht hat.


Kratzen Sie mit einem Teelöffel aus dem Inneren die Samen mitsamt der sie umgebenden Masse heraus. Arbeiten Sie am besten direkt über einem Küchensieb, sodass mögliche herunterfallende Tomatensamen direkt darin landen können und nicht verloren gehen.


Danach müssen die Samen erst einmal gründlich mit Wasser abgespült werden. Übrigens funktioniert das Spülen unter einem Wasserhahn noch besser als, wie in unserem Beispiel, mit einer Flasche.
Gärung baut keimhemmende Stoffe ab
Geben Sie die aus der Frucht gelösten Tomatensamen mitsamt der sie umgebenden gallertartigen Masse in eine Schüssel. Geben Sie etwas lauwarmes Wasser hinzu und lassen Sie die Mischung zehn Stunden lang an einem warmen Ort stehen. Danach rühren Sie das Gemisch aus Wasser und Tomatenmasse mit einem Handmixer ein bis zwei Minuten bei höchster Drehzahl durch und lassen die Mischung weitere zehn Stunden ruhen.

Die frischen Tomatensamen müssen gründlich getrocknet werden – am besten auf Küchenpapier. Wenn Sie mehrere Sorten vermehren wollen, dürfen Sie die Samen natürlich nicht miteinander vermischen
Als nächstes schütten Sie die Samenmischung in ein feinmaschiges Haushaltssieb und spülen sie unter fließendem Wasser durch. Wenn nötig können Sie dabei mit einem Backpinsel mechanisch noch etwas nachhelfen. Die Tomatensamen lassen sich so sehr gut von der übrigen Masse trennen und bleiben im Sieb liegen. Sie werden jetzt herausgenommen, auf einem Papier-Küchentuch ausgebreitet und gründlich getrocknet.
Wie bewahrt man Tomatensamen richtig auf?
Sobald die Tomatensamen ganz trocken sind, füllt man sie in ein sauberes, trockenes Marmeladenglas und bewahrt sie bis zum Aussäen der Tomaten an einem kühlen, dunklen Ort auf. Tomatensamen lassen sich je nach Sorte recht lange aufbewahren und zeigen auch nach fünf Jahren immer noch eine sehr gute Keimquote.